Mehr Europa statt weniger
Bundesbanker Burkhard Balz zu Gast beim KLEINEN KREIS

Bundesbanker Burkhard Balz (rechts) referierte in Oldenburg beim KLEINEN KREIS. Er wurde begrüßt von der Vorsitzenden Mirja Viertelhaus-Koschig und Geschäftsführer Dirk Heitkötter. Bild: KLEINER KREIS/Izabela Mittwollen
Oldenburg, 07.02.2025. Klare Ansage: „Mehr Europa statt weniger ist die Antwort auf die globalen Herausforderungen“, sagte Bundesbanker Burkhard Balz. Er war am gestrigen Donnerstag zu Gast bei der Vortragsveranstaltung „Marktwirtschaft aktuell“ der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg – DER KLEINE KREIS im Alten Landtag Oldenburg. Seit 2018 ist Burkhard Balz Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank. Davor war er zehn Jahre Europaabgeordneter. Ein überzeugter Europäer also.
Sein Vortragsthema: Der Euro. Globale Herausforderungen im digitalen Zeitalter. Burkhard Balz erinnerte daran, dass die EU und insbesondere die Europäische Währungsunion Grundpfeiler des deutschen Wohlstandess seien. Der Euro habe sich schon über ein Vierteljahrhundert als stabile Währung erwiesen und sei ein greifbares Symbol der europäischen Integration – also eine echte Erfolgsgeschichte. Deutschland würde als Exportnation besonders stark unter dem Wegfall des Binnenmarktes und einer Rückkehr von Wechselkursrisiken infolge eines Euro-Austritts leiden.
Im Zahlungsverkehr gilt laut Burkhard Balz auch die Devise: „Mehr Europa statt weniger Europa“. Denn im europäischen Zahlungsverkehr spielen außereuropäische Anbieter eine große Rolle. Fast 60 Prozent aller Kartenzahlungen – und Karten sind das populärste Zahlungsinstrument in Europa – werden durch die internationalen bzw. amerikanischen Unternehmen Mastercard und VISA abgewickelt.
Neue Technologien und Bezahlverfahren werden immer wichtiger. Burkhard Balz erläuterte: „Laut unserer Studie tätigten die Menschen in Deutschland Ende 2023 jede zweite Zahlung im Alltag mit Bargeld. Sechs Jahre zuvor waren es 74 Prozent – also ein Rückgang um rund ein Drittel in sechs Jahren.“
Der digitale Euro soll eine digitale Form von Zentralbankgeld sein, die überall im Euroraum akzeptiert wird und das herkömmliche Zentralbankgeld – also Banknoten und Münzen – sinnvoll ergänzt. Laut Burkhard Balz sei der digitale Euro noch nicht ganz „greifbar“. Mit einer Einführung sei nicht vor 2028 zu rechnen, auch weil die entsprechenden rechtlichen Grundlagen noch durch den EU-Gesetzgeber geschaffen werden müssten.
Um angesichts politischer Entwicklungen und technologischer Veränderungen auch künftig ein leistungsfähiges und widerstandsfähiges, digitales Finanzsystem bereitzustellen, brauche man die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, so Burkhard Balz. Der digitale Euro und die Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs seien nur zwei der Themen, an denen die Bundesbank arbeite, um das Vertrauen der Menschen angesichts globaler Herausforderungen für die Zukunft zu sichern und den Zahlungsverkehr effizient und sicher zu halten.
In ihrer Begrüßung mahnte die Vorsitzende des KLEINEN KREISES, Mirja Viertelhaus-Koschig, dass „ohne Rückversicherung gemeinsamer Werte die gemeinschaftliche Basis des Euro unterminiert wird. Den Wert ihrer Währung erhalten die Europäer, wenn sie sich ihrer gemeinsamen Werte sicher sind“.
Die Rede von Bundesbankvorstand Burkhard Balz bei der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg – DER KLEINE KREIS e. V. ist auf der Homepage der Deutschen Bundesbank veröffentlicht: https://www.bundesbank.de/de/presse/reden/der-euro-globale-herausforderungen-im-digitalen-zeitalter-950568