Prof. Dr. Xuewu Gu (links) war Gast in Oldenburg auf Einladung des KLEINEN KREISES. Mirja Viertelhaus-Koschig und Jürgen Lehmann freuten sich über das große Interesse an seinem Vortrag "Quo vadis, China?". Bild: KLEINER KREIS
Quo vadis, China?
Vortragsreihe „Marktwirtschaft aktuell“ fand vor 180 Gästen statt – Prof. Dr. Xuewu Gu war Gastredner
Oldenburg, 13.03.2023. Es war ein Abend der anderen, alternativen Sichtweisen, ein Vortrag jenseits des europäischen Blickwinkels, in seinen Argumenten aber fokussiert und begründet. DER KLEINE KREIS hatte zum Vortrag in den Alten Landtag gebeten. Das Thema zog: „Quo vadis China – was wird auf Europa zukommen?“. Rund 180 Gäste waren gekommen, der Vortragssaal war voll.
Gastredner war Prof. Dr. Xuewu Gu. Der gebürtige Chinese ist Inhaber des Lehrstuhls für internationale Beziehungen und Direktor des Center for Global Studies an der Universität Bonn. Er ist einer der international führenden Experten bei der Erforschung des strategischen Aufstiegs Chinas.
In ihrer Begrüßung betonte die Vorsitzende des KLEINEN KREISES, Mirja Viertelhaus-Koschig, die große Bedeutung Chinas als Handelspartner Europas und Deutschlands. China sei aktuell noch vor den USA der wichtigste Handelspartner Europas. 2021 seien zwischen Deutschland und China Waren im Wert von 245 Milliarden Euro gehandelt worden. Das sei fast ein Drittel des europäisch-chinesischen Handels.
„China ist für Deutschland und Europa Handelspartner, Rohstofflieferant und Investitionsstandort“, so Mirja Viertelhaus-Koschig. Die Abhängigkeit von China sei so hoch, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im September vergangenen Jahres gewarnt habe: „Wir müssen verhindern, dass wir erneut in eine Abhängigkeit geraten, wie wir sie jetzt bei Gas und Öl erleben“. Die Vorsitzende wies auch darauf hin, dass viele Unternehmen aus der Region mit China Handel treiben würden und die Unsicherheiten groß seien.
Prof. Xuewu Gu erklärte, dass allen klar sein müsse, dass China sich auf dem Weg zur Großmacht befinde und genau das auch das Ziel des Landes sei. Er widersprach aber Auffassungen, dass China auf dem Weg dahin militärische Gewalt zur Durchsetzung seiner Ziele anwenden könne. Das entspreche nicht der chinesischen Sichtweise. Das Motto der chinesischen Politik lasse sich treffend so zusammenfassen: „Siege ohne Kriege“. Den Chinesen ginge es, so Gu, um die Mehrung ihres Wohlstandes. Krieg sei da eher störend.
Für Europa hat Prof. Gu den Rat, sich aus den Spannungen zwischen China und den USA herauszuhalten. Eine einseitige Gefolgschaft der USA, die Chinas wirtschaftlichen Aufstieg bekämpften, hätte für die europäische Wirtschaft den Verlust des chinesischen Marktes zur Folge. Prof. Gu hält nichts von Warnungen vor einer Abhängigkeit vom chinesischen Markt und von Rohstoffen. Denn Chinas wirtschaftliche Entwicklung hänge umgekehrt von westlicher Technologie ab.