In den 1950er Jahren beginnt die Phase, in der die bis heute so erfolgreichen Veranstaltungsreihen des KLEINEN KREISES ihren Anfang nehmen. Ausgesuchte Veranstaltungen dokumentieren wir auch auf unserem Youtube-Kanal.
Der Schlossabend repräsentiert bis heute nicht nur die Oldenburger Wirtschaft, sondern auch Oldenburg als Zentrum politischer Macht und Stärke im Nordwesten. Er betont, wie viele andere Veranstaltungen des KLEINEN KREISES, die oft beschworene „zweckentsprechende Geselligkeit“ als kommunikatives Mittel der Diskussion. Die Feierlichkeiten des KLEINEN KREISES haben immer beides gehabt: Die informative und weltanschauliche Auseinandersetzung mit einem speziellen Thema und den gemeinschaftlichen, aber keineswegs übertriebenen geselligen Rahmen, der einem kommunikativen Disput über das Gesehene und Gehörte Raum zu geben vermochte. Vielleicht liegt auch hierin das Geheimnis der durchgängigen Beliebtheit der Veranstaltungen von 1951 bis heute.
Zum Beispiel die gediegenen Winterfeste, besser Festliche Abende im Winter, traditionell veranstaltet mit Show- und Tanzprogramm, aber auch einem – meist kulturellen – Vortrag. Als im Jahr 1971 eine Gästeumfrage veranstaltet wird, die eruieren soll, ob das Fest künftig mit oder ohne Vortrag stattfinden soll, finden sich nur zehn Gegner einer Rede, allen anderen ist Tanz und Menü allein zu wenig. Und wer sagt, dass Vorträge langweilig sein müssen? Selbst Kuriositäten finden sich nicht selten: 1980 tritt Franz Alt nicht nur als Redner über „China nach Mao – Als Fernsehreporter im Reich der Mitte“ vor dem Essen auf, sondern nach dem Menü gleich noch einmal – als Zauberer!
Das im Jahr 1973 feierlich eingeführte und zum ersten Male abgehaltene cramer ampts mahl, die Wiederaufnahme einer heute vierhundertjährigen Tradition der kaufmännischen Zunft Oldenburgs. Es passt zur unbeirrten Gradlinigkeit des KLEINEN KREISES, gerade zu Zeiten, in denen Traditionen so sehr in Frage gestellt wurden, sich auf das Althergebrachte zu besinnen. Und dabei so modern zu bleiben! Das cramer ampts mahl ist in seiner heute vierzigjährigen, das Überkommene in Ehren haltenden Form und Tradition eine beständig auf aktuelle politische Themen bezogene und verweisende Veranstaltung. Das betrifft so unterschiedliche Rednerinnen und Redner wie Birgit Breuel mit „Strukturpolitischen Weichenstellungen für die 90er Jahre“ (1985), General a.D. Wolfgang Altenburg („Bündnisse und Rüstungskontrolle im veränderten Ost-West-Verhältnis“, 1990) oder Tim Cole mit dem „Erfolgsfaktor Internet“ (2000).
Dabei ist eines sicher: Viele der prominenten Vortragenden hätten den Weg in die nordwestliche Ecke Deutschlands ohne die Einladung des KLEINEN KREISES nur schwerlich gefunden. Tatsächlich haben im Laufe der Jahre die profiliertesten Politikerköpfe der Bundesrepublik Deutschland vor dem KLEINEN KREIS gestanden, wie in der Zusammenschau der Veranstaltungen deutlich wird. Die sich mehr und mehr durchsetzende Erkenntnis, dass „der Nordwesten“ keineswegs nur Land- und Deichwirtschaft zu bieten hat, könnte dem KLEINEN KREIS so zumindest als Mitverdienst angerechnet werden.